Meine ersten digitalen Gehversuche machte ich mit zarten 9 Jahren – also zu einer Zeit, als man Computer noch mit einem „Turbo-Knopf“ schneller machen konnte (ja, den gab’s wirklich – und ja, ich hab ihn gedrückt, obwohl niemand so recht wusste, was er eigentlich tut). Während meine Kumpels auf dem Game Boy zockten, wollte ich wissen, wie Computer miteinander reden – und nicht, wie man sie kaputtballert.
Ein guter Freund meiner Eltern hatte ein Computerfachgeschäft und schenkte mir regelmässig ausgemusterte Geräte. Ich war also der stolze Besitzer diverser rostiger Kisten, die ich liebevoll reparierte und zum Leben erweckte – wie andere ihr Töffli frisieren, hab ich halt meine x86er auf Vordermann gebracht.
Ende 90ern dann das nächste grosse Ding für mich: Internet!
Während andere noch dachten, TCP sei ein Sandwich-Belag, schloss ich die ersten Dial-Up-Modems an – mit sattem 14.4 kbps und dem legendären Geräusch, das nur echte Nerds als Musik bezeichnen. Die Telefonleitung im Geschäft meiner Eltern war dann natürlich dauerbelegt – bis ich ISDN durchgeboxt habe. Danach war ich nicht mehr zu bremsen.
Kommunikation, Netzwerke und Schnittstellen faszinieren mich bis heute – sondern Wein für mein Gehirn – trocken, aber hochverfügbar. Beruflich bin ich dennoch in der echten Welt geblieben (sonst wär’s ja kein Hobby mehr): Ich habe Elektriker gelernt, mich zum Elektroinstallations- und Sicherheitsexperte (Meisterprüfung) und zusätzlich in Gebäudeautomation weitergebildet. Heute arbeite ich im Elektroengineering an einer grosen Verkehrsdrehscheibe – und geniesse es, dort Technik und Infrastruktur zu verbinden.
Als wir 2020 endlich ein Haus kaufen durften (mit viel Glück, Geduld und einem soliden Stapel Papierkram), stand schnell fest: Hier entsteht mehr als nur Wohnraum – hier entsteht mein persönliches 😄😄😄. Während andere sich eine Bar oder Heimkino in den Keller bauen, habe ich mich für etwas entschieden, das mindestens genauso viel Strom frisst: ein eigenes Rechenzentrum.
Ja, richtig gelesen: 15 Quadratmeter feinster Serverkeller. Kühl, USV, Notbeleuchtung und sauber verlegte Netzwerktrassen – Der Bau war dabei fast der einfachste Teil.
Denn während der lokale Netzbetreiber recht entspannt mitmachte, wollte ich natürlich auch Georedundanz – man gönnt sich ja sonst nichts 😄😄😄. Also musste eine zweite Glasfaser her, und zwar nicht einfach irgendwoher, sondern über den Süden. Klingt einfach, war es aber nicht.
Swisscom war – sagen wir mal – mittelbegeistert, als ich ihnen erklärte, dass unser eher abgelegenes Dorf jetzt bitte auch ganz dringend auf die Glasfaserlandkarte muss. Die sahen uns eher am unteren Rand der To-do-Liste, irgendwo zwischen „VDSL2“ und „Kabelschacht entstauben“.
Aber: Ich hatte ein Ass im Ärmel. Meine alte Freileitung, die gerade mal 5 Mbit/s hergab, war mein Joker. Dank dieser antiken Leitung konnte ich Swisscom schliesslich zu einem Umbau auf FTTH bewegen – und plötzlich war mein Standort auf der FTTH-Netzkarte. 💪
Heute summt es im Keller – nicht vor Feuchtigkeit, sondern vor Servern, Switches und USV-Anlagen. Und ganz ehrlich? Ich würd’s jederzeit wieder tun. Nur vielleicht mit mehr Kabelbindern. Und weniger Swisscom-Gesprächen.
Doch Moment – ein Keller voller Technik braucht natürlich auch einen Namen. Schliesslich heisst ja auch jedes Kind nicht einfach „Kind“ – und so wurde aus meinem Rechenzentrum:
🎉 TORZ.CH
TO wie Toggenburg, RZ wie Rechenzentrum. Einfach. Direkt. Und ein bisschen nerdig – so wie ich.
(Fun Fact: TORZ klingt zwar ein bisschen wie ein Wut-Ausbruch, aber eigentlich ist’s nur Liebe. Für Layer 1 bis 7.)
Und damit war klar: Nicht nur mein Haus ist smart – mein Keller ist jetzt offiziell im Internet vertreten.
Wenn ich nicht gerade in einem LoRaWAN-Gateway, einem NTP-Server oder einem eigenen DynDNS-Dienst stecke, bin ich vermutlich mit meiner Familie oder Freunden unterwegs oder tüftle an einem neuen Projekt. Ein paar dieser Spielereien findest du hier auf meiner Webseite.
Viel Spass beim Stöbern – und nicht vergessen: Der Turbo-Knopf funktioniert heute leider nicht mehr. 😉